In der Aula der Technischen Universität Graz waren sowohl Sitz- und Stehplätze belegt - so hoch war das Interesse an der Antrittsvorlesung des ersten Professors für Architektur und Holzbau. Passend am Tag des Waldes, dem 21.03., stellte sich Professor Tom Kaden offiziell der breiten Hörerschaft vor.
Holzbau kann mehr als er darf
Die Stiftungsprofessur wurde im Herbst des Vorjahres gestartet. Nach einem intensiven Semester hat der neu berufene Professor die Ziele der Professur und die damit verbundenen Forschungsschwerpunkte vorgestellt. Der Berliner betonte, dass der Holzbau ein wichtiger Schritt sei, um die C02 Belastung und somit die Klimaerwärmung zu reduzieren. „Dazu muss der Holzbau in die Breite kommen und als neuer zeitgemäßer Standard etabliert werden. Dabei darf der hohe Anspruch an die Architektur nicht verloren gehen. Ebenso ist es wichtig, bestehende Bauordnungen an die architektonischen und technischen Möglichkeiten des Holzbaues anzupassen“, appellierte er.
Ausgebuchte Holzbau-Seminare
Nach einem Semester, in dem er ausgebuchte Seminare leitete, zeigte er sich von den Ergebnissen der Studentenarbeiten begeistert. Die Entwürfe für einen urbanen mehrstöckigen Holzbau sind außergewöhnlich gut. Dabei mussten die Studierende Aspekte des Brandschutzes, der Statik als auch der bestehenden Raumordnungen berücksichtigen.
Auch das aktuelle Masterprogramm von Kaden war in der ersten Minute ausgebucht und bereits zehn Diplom- und Masterarbeiten sind bei dem bekannten Planer angemeldet. Dieser Andrang belegt auch, wie hoch das Interesse junger Planer an nachhaltigen Systemen ist.
Geglückter Holzbau stärkt die Regionen
In die gleiche Kerbe schlug Rektor Harald Kainz. Er wies darauf hin, dass diese Stiftungsprofessur den Forderungen der Gesellschaft – aber auch des Bundes – nach Nachhaltigkeit entgegenkommt und im Forschungsschwerpunkt der TU Graz „Sustainable Systems“ verankert ist. „Diese Professur ergänzt die langjährige und international beachtete Holzbauforschung an der Fakultät für Bauingenieurwissenschaften der TU Graz.“, so Rektor Harald Kainz.
Franz Titschenbacher, Obmann von proHolz Steiermark und Initiator der ersten Stunde dieser Professur, zeigte sich erfreut. Der Holzbau trägt wesentlich zur Wertschöpfung in den Regionen bei. Eine geglückte Planung erhöht darüber hinaus den Wert der Städte und Gemeinden. Von dem Know-How, das Architekten durch diese Professur erhalten, profitiert das gesamte Land.
Tom Kaden
Tom Kaden beschäftigt sich seit über zwanzig Jahren mit dem Holzbau und setzt diesen umweltschonenden Baustoff im urbanen Bereich ein. In Berlin tragen zahlreiche Wohn- und Gewerbebauten – darunter auch Holzhochhäuser – seine Handschrift. Der 1961 in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) geborene Tom Kaden studierte zunächst an der Fachhochschule für angewandte Kunst in Schneeberg und beendete seine Ausbildung 1991 an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Vor 15 Jahren gründete er die Bürogemeinschaft Kaden Klingbeil und seit 2015 führt Tom Kaden gemeinsam mit Markus Lager das Berliner Büro. Nebst zahlreichen Architekturpreisen wurde das Projekt e3 unter anderem mit dem Deutschen Bauherrenpreis 2009/2010 sowie dem Deutschen Holzbaupreis 2009 ausgezeichnet.
Die Stiftungsprofessur für Architektur und Holzbau ist an der TU Graz am Institut für Architekturtechnologie verankert. Finanziert wird die Professur vom Fachverband der österreichischen Holzindustrie (FHP), dem Land Steiermark, dem Holzwerbefond der Steirischen Forstwirtschaft, der Waldwirtschaftsgemeinschaft Bergwelt, der Wirtschaftskammer Steiermark, der Fachgruppe Holzindustrie Steiermark sowie der Landesinnung Holzbau. Die Professur von Tom Kaden ist auf fünf Jahre ausgelegt.