Dank moderner Technologien und standardisierter Prozesse wird das traditionsreiche Baumaterial Holz heute als hochwertiger High-Tech Baustoff für große Spannweiten immer populärer. Das zeigte sich auch bei den vorgestellten Projekten und Innovationen der Vortragenden beim Themenabend "Big Structures".
Gleich zu Beginn seines Vortrags verwies Hr. Thomas Puster von der Fa. ZMP auf die Herausforderungen der Zukunft, auf die zunehmende Urbanisierung und die daraus resultierende Forderung nach mehr Wohnraum. Immer höher, immer größer, immer schneller … so präsentieren sich auch die derzeitigen Entwicklungen im Holzbau. Scheinbare Grenzen werden Tag für Tag erweitert. Aktuelle Beispiele wie das Hochhausprojekt HoHo zeigen die Leistungsfähigkeit von Holz. Und so wird der Baustoff Holz eine immer bedeutendere Rolle in der zunehmenden Urbanisierung einnehmen.
Kielsteg - Innovation aus der Steiermark
Nur den wenigsten ist auch bewusst, dass Holz, bezogen auf sein Gewicht, tragfähiger als Stahl ist. In sehr beeindruckender Art zeigt sich dieser Umstand am Beispiel des Werkstoffs Kielsteg, dessen "Erforschung" an der TU Graz begonnen hat. Im Zuge einer Diplomarbeit wurde dieser innovative Werkstoff entwickelt, bei dem ein Ober- und ein Untergurt aus Schnittholz mit Stegen aus Sperrholz oder OSB zu einer tragfähigen Platte zusammengeführt werden. Die charakteristische Krümmung des Steges in Form eines Bootskieles gibt dem Bauelement seinen Namen. Das Institut für Tragwerkslehre an der TU-Graz kann als Geburtshelfer bezeichnet werden. Mit einem starken Partner wie KULMER Bau schaffte es dieser Werkstoff in die Produktionsreife. 40.000m² Kielsteg – Platten werden jährlich in den Werkshallen der Fa. Kulmer produziert - Tendenz steigend. Typische Anwendungsbereiche sind Dach- und Deckenkonstruktionen. Spannweiten von über 20m bieten die Möglichkeit vereinfachter Tragkonstruktionen. Im Vergleich zu Brettschichtholz ist Kielsteg doppelt so leistungsfähig, was sich wiederum auf eine leichtere Transportlogistik niederschlägt. All diese Vorteile verhalfen diesem Baustoff auch internationales Ansehen. So verwundert es nicht, dass auch namhafte Architekturbüros wie Shigeru Ban Architects, Kielsteg in ihren Projekten einsetzen möchten.
Qualität in Planung und Ausführung
Wie wichtig gute Beziehungen zwischen Firmen und Planern für die gelungene Umsetzung von Projekten ist, präsentiert auch Hr. Alfons Brunauer von der Fa. WIEHAG. Erwiesener Maßen haben fehlerhafte Planung 35% und mangelhafte Ausführung 45% Anteil an Bauschäden. Aus diesem Grund setzt die Fa. WIEHAG auf Vorfertigung. Für den gewerblichen Hallenbau entwickelte man ein ausgeklügeltes System aus Dachelementen die im Werk als Fertigteil hergestellt und vor Ort fachgerecht versetzt werden. Projektspezifisch kann das System, z.B. mit Akustikpaneelen oder Alu-Schienen für temporäre Trennwände, erweitert werden. Am Beispiel eines Hochregallagers in Fischamend erklärte Hr. Brunauer auch die Konkurrenzfähigkeit des Baustoffs Holz. Das als Mischbau aus Holz und Beton geplante Projekte, wurde mit fortschreitender Projektdauer zugunsten von Holz abgeändert. Preislich auf gleicher Höhe, waren die Vorzüge in der Logistik dafür ausschlaggebend.
Neue Dimensionen
Kurt Pock - ein kleines aber feines Büro … so wurden uns Hr. Pock und sein Team vorgestellt. Um so beeindruckender sind die Dimensionen seiner Projekte. Beispielgebend das Projekt „Akadamie Liefering“. Verantwortlich für die Tragwerksplanung Holzbau und die Entwicklung der Hochbaudetails entstanden hier 2 Eishockeyhallen mit den Abmessungen von ca. 66,6x38m und eine Fußballhalle mit ca. 65x95,5m mit der Tragkonstruktion aus Holz. Erschwerend hinzu kam die Positionierung der sog. „Skate Mill“ am Dach der Eishockeyhallen, was die statische und brandtechnische Belastbarkeit des Dachs forderte. Eindrucksvoll zeigte sich auch die Aufstellung der 2-Gelenksbögen. Zum einen gewaltig in ihren Dimensionen, zum anderen in dem geringen Personalaufwand. Zwei geschickte Kranfahrer und eine Person am Steiger genügten für die Aufstellung der 65m spannenden Bögen.
RedBull Energy Station
Ein mobiles Holzhaus für die Hospitality der MotoGP, ganz aus Lärchenholz, kombiniert mit Oberflächen aus Eiche. Das dreigeschossige, rollstuhlgerechte, 600m² große, Haus wird innerhalb von 2-Tagen aufgestellt und wechselt 14-tägig im Tross der MotoGP seinen Ort. Daraus ergibt sich pro Einzelbauteil eine Montagezeit von durchschnittlich 7min. Alle Bauelemente sind steckbar und werden auf einem der 13 LKW’s in einem ausgeklügelten Ordnungssystem verstaut. Technische Raffinessen, wie eine höhenverstellbare Bodenkonstruktion oder Deckenplatten mit integrierter Beleuchtung als plug&play - System, inbegriffen. Dieser gesamte Aufwand wurde gezielt aus einem Grund betrieben – um die heimelige Atmosphäre eines Holzhauses, dem Team und seinen Gästen auch während des Motorsportbetriebs bieten zu können.